Warnow-Marathon 2016

Ich fühle mich wie nach einer Par-Runde, und es macht sich eine seltsame Selbstzufriedenheit in mir breit. Ich weiß: So wird das nie was mit meiner spirituellen Desillusionierung. Aber es ist nun mal, wie es ist. »Es« schaut mir zu und wundert sich mal wieder: Wieso steht man Sonntags um 5 auf, zweieinhalb Stunden später in Rostock an der Radrennbahn und rast dann mit knapp zwei Dutzend anderen Gestörten zweihundert Kilometer kreuz und quer durch Meckpom? Vielleicht, weil man es kann. Eine blöde Antwort, ist mir klar. Ich stelle mir die Sinnfrage auch immer seltener. Ich fahre einfach und genieße es.

Bei meinem ersten Marathon in Schwerin ist ja einiges schief gegangen. Heute habe ich zumindest schon am Start gefragt, ob der GPS-Track aus dem Internet gültig ist. Es gab zwar kein klares nein, aber eben auch kein ja, also wusste ich, dass heute wieder eine Mischung aus Schnitzeljagd und Fahrradtour auf dem Programm stand. Hat ja auch seinen Reiz. Und in der Tat wich die Strecke in einigen Punkten erheblich vom GPS-Track ab. An einer Versorgungsstation konnte sich der nette Helfer überhaupt nicht erklären, warum die gesamte Führungstruppe von links kam. Diesen Stempel hätte ich ganz sicher nicht bekommen, wenn ich mich aufs Navi verlassen hätte.

Das System, zur Orientierung kleine Schildchen an jeder Kreuzung aufzustellen, macht auf mich irgendwie einen 20.-Jhd.-Eindruck. Was für eine Arbeit — statt in fünf Minuten einen offiziellen GPS-Track zusammenzuklicken und den vorab zu veröffentlichen.

Den Grund verstehe ich natürlich: So brauchte jeder einen Fahrradcomputer mit GPS und man will ja auch, dass nicht so professionell ausgestattete Radler teilnehmen. Wobei — gibt es eigentlich auch noch Radler, die kein Smartphone haben? Wahrscheinlich. Oder man hat Angst, dass das Herunterladen sie überfordert. Meine Prognose: In zehn Jahren gibt es bei keinem RTF mehr Schnipsel.

Das soll aber keine Kritik sein, nur ein Wundern. Ich bin sehr dankbar, dass sich so viele Helfer finden, um solche Veranstaltungen zu organisieren. Das Fahren in einer größeren Gruppe ist viel sicherer, weil man in Zweier-Reihen über die Landstraßen rauscht, und die Versorgungsstationen ersparen mir mühsame Stops an Tankstellen zum Wasserauffüllen. So schnell würde ich alleine auch nie fahren, und genau diese Art des Trainingsreizes führt zu schnellen Verbesserungen. Ich werde deshalb sicher noch viele RTFs und Marathons fahren. Bei den großen Rennen stellt sich das Problem der Schnipsel auch nicht, da die Strecken abgesperrt sind.

Und warum bin ich jetzt so selbstzufrieden? Weil ich viel mehr Leistung gebracht habe, als ich dachte, dass ich zu leisten im Stande bin. Meine Bestleistung über 200 Kilometer lag bis gestern noch bei ca. 140 Watt. Heute habe ich 160 Watt getreten und zwar brutto, also ohne den Abzug von Anhalte-Phasen. WKO4 kategorisiert mich deshalb jetzt nicht mehr als Pursuiter, sondern als All-Rounder. Sehr schön. Das erhöht die Daseinsberechtigung auf diesem Planeten doch ganz erheblich.

So, jetzt versuche ich noch die 3500 verbrauchten Kalorien nachzufüllen.

Type: 
Ride
Workout_type: 
race
Date: 
2016-09-11T05:32:45Z
Avg Pace: 
1:54/km
Elevation: 
1089
Distance: 
201266
Moving time: 
22975
Activity id: 
708536398
Strava title: 
Warnow-Marathon 2016
Total photo count: 
8
Title: 
Warnow-Marathon 2016
Summary Polyline: 
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Description: 
Ich fühle mich wie nach einer Par-Runde, und es macht sich eine seltsame Selbstzufriedenheit in mir breit. Ich weiß: So wird das nie was mit meiner spirituellen Desillusionierung. Aber es ist nun mal, wie es ist. »Es« schaut mir zu und wundert sich mal wieder: Wieso steht man Sonntags um 5 auf, zweieinhalb Stunden später in Rostock an der Radrennbahn und rast dann mit knapp zwei Dutzend anderen Gestörten zweihundert Kilometer kreuz und quer durch Meckpom? Vielleicht, weil man es kann. Eine blöde Antwort, ist mir klar. Ich stelle mir die Sinnfrage auch immer seltener. Ich fahre einfach und genieße es. Bei meinem ersten Marathon in Schwerin ist ja einiges schief gegangen. Heute habe ich zumindest schon am Start gefragt, ob der GPS-Track aus dem Internet gültig ist. Es gab zwar kein klares nein, aber eben auch kein ja, also wusste ich, dass heute wieder eine Mischung aus Schnitzeljagd und Fahrradtour auf dem Programm stand. Hat ja auch seinen Reiz. Und in der Tat wich die Strecke in einigen Punkten erheblich vom GPS-Track ab. An einer Versorgungsstation konnte sich der nette Helfer überhaupt nicht erklären, warum die gesamte Führungstruppe von links kam. Diesen Stempel hätte ich ganz sicher nicht bekommen, wenn ich mich aufs Navi verlassen hätte. Das System, zur Orientierung kleine Schildchen an jeder Kreuzung aufzustellen, macht auf mich irgendwie einen 20.-Jhd.-Eindruck. Was für eine Arbeit — statt in fünf Minuten einen offiziellen GPS-Track zusammenzuklicken und den vorab zu veröffentlichen. Den Grund verstehe ich natürlich: So brauchte jeder einen Fahrradcomputer mit GPS und man will ja auch, dass nicht so professionell ausgestattete Radler teilnehmen. Wobei — gibt es eigentlich auch noch Radler, die kein Smartphone haben? Wahrscheinlich. Oder man hat Angst, dass das Herunterladen sie überfordert. Meine Prognose: In zehn Jahren gibt es bei keinem RTF mehr Schnipsel. Das soll aber keine Kritik sein, nur ein Wundern. Ich bin sehr dankbar, dass sich so viele Helfer finden, um solche Veranstaltungen zu organisieren. Das Fahren in einer größeren Gruppe ist viel sicherer, weil man in Zweier-Reihen über die Landstraßen rauscht, und die Versorgungsstationen ersparen mir mühsame Stops an Tankstellen zum Wasserauffüllen. So schnell würde ich alleine auch nie fahren, und genau diese Art des Trainingsreizes führt zu schnellen Verbesserungen. Ich werde deshalb sicher noch viele RTFs und Marathons fahren. Bei den großen Rennen stellt sich das Problem der Schnipsel auch nicht, da die Strecken abgesperrt sind. Und warum bin ich jetzt so selbstzufrieden? Weil ich viel mehr Leistung gebracht habe, als ich dachte, dass ich zu leisten im Stande bin. Meine Bestleistung über 200 Kilometer lag bis gestern noch bei ca. 140 Watt. Heute habe ich 160 Watt getreten und zwar brutto, also ohne den Abzug von Anhalte-Phasen. WKO4 kategorisiert mich deshalb jetzt nicht mehr als Pursuiter, sondern als All-Rounder. Sehr schön. Das erhöht die Daseinsberechtigung auf diesem Planeten doch ganz erheblich. So, jetzt versuche ich noch die 3500 verbrauchten Kalorien nachzufüllen.
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